Bericht über die Dienstfahrt der Schola am 24.11.2012

 

Nach der schönen Kulturfahrt nach Bamberg im Sommer war es Zeit geworden, die schon traditionell am Samstag vor dem Christkönigsfest stattfindende Fahrt nach Eibelstadt durchzuführen. Diesmal führte uns der Weg über Kitzingen. War dieses Ziel von manchem zunächst eher als Verlegenheitslösung angesehen, so erwies es sich im Nachhinein als wahre Perle, die bei der Durchfahrt auf der B8 nach Würzburg allzu oft übersehen wird. Die Augen dafür öffnete uns Roland. der diesmal auch die Führung in der Stadt übernommen hatte.
Hier kommen wir auf dem Parkplatz an der alten Mainbrücke an, wo unser Blick natürlich sofort auf die kath. Kreuzkapelle fiel, die in den Jahren 1741-1745 vom berühmten Baumeister Balthasar Neumann errichtet wurde.

 

Diese Heilig-Kreuzkapelle war so bedeutend, dass man ihren Grundriss auf dem alten 50 DM-Schein neben dem Baumeisterportrait verewigte.
Vor dieser Etwashäuser (ja, so hieß dieser Kitzinger Ortsteil einmal, denn sie war etwas hausen=etwas draußen) Kreuzkapelle errichtete man 2001 diese lebensgroße Bronzeplastik Balthasar Neumanns, die der Kitzinger Bildhauer Klaus Rother (+ 2003) angefertigt hat. Gezeigt wird B. Neumann in barocker Tracht mit den Bauplänen in der rechten Hand.

Die Gesamtanlage erhielt auch einen Brunnen, der allerdings schon winterfest gemacht worden war.

 

Der Kirchenführer bestellte uns zum Treffpunkt gegenüber der Kapelle, um uns die Außensicht besser erklären zu können. Dass dies der Platz war, an dem auch Napoleon stand, um sich seiner Feinde erwehren zu können, sei nur am Rande erwähnt. Hier war eben einer der wenigen alten Mainübergänge, und ein Ankömmling sollte sich gleich durch dier Pracht dieser Kapelle davon überzeugen lassen, wie reich und damit auch mächtig die Stadt war. Natürlich diente so etwas auch der Abschreckung etwaiger Feinde.
Offensichtlich zeigte sich Uschi besonders wissbegierig, da unser Kirchenführer sie immer wieder besonders ansprach.

Vielleicht bekamen Uschi und Andreas als besonders Interessierte auch spezielle Hintergrundwissensbestände mitgeteilt, während sich die anderen Teilnehmer eher auf das Kunstwerk selbst konzentrierten und es auf sich wirken ließen.
Am 17. Oktober 1745, dem 1000. Jahrestag der Gründung des Benediktiner-klosters Kitzingen, wurde die Kreuzkapelle mit großem Pomp eingeweiht.
In Auftrag gegeben war die Kirche vom Würzburger Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn, in dessen Diensten Neumann als Baumeister seit 1728 stand.
Als auch den evangelischen Christen in Kitzingen der Bau einer Kirche (St. Michael, 1817 profaniert) nicht mehr verwehrt werden konnte, sollte sich natürlich die kath. Kirche mit deutlich erkennbarem Vorrang davon absetzen.

 

Irgendwo ist zu lesen, dass mit der Kreuzkapelle der architektonische Prototyp für seine großen Wallfahrtskirchen in Vierzehnheiligen und Neresheim geschaffen wurde. Na ja, das kann man so sehen...

Als Kreuzkapelle war als Grundriss ein lateinisches Kreuz naheliegend. Allerdings gruppierten sich die Bauteile um eine Rotunde (hier mit seinem grauen Schiefereindeckung gut erkennbar).

 

Der Eingangsbereich mit seinen Holztüren am dreifach gegliederten Turm ist noch original.

Selbstverständlich auch die zugehörigen Beschhläge mit ihren Krönchen und Löwenköpfen.

 

Beim Betreten der Kirche fällt zunächst gleich im Vorraum auf, dass an dieser weißen Wand die wichtigsten Hochwasserstände des Mains, wie es sie an dieser Stelle gegeben hat, eingekritzt wurden. Robert deutet hier auf die Wasserhöhe des Jahres 1784, wobei man das kaum glauben mag.

Jedenfalls weiß man jetzt, warum die Innenausstattung der Kirche gar so mager ausgefallen ist. Bei jedem größeren Hochwasser wäre sie zerstört worden. Und im übrigen gab es eher selten normale Gottesdienste, jedenfalls im Winterhalbjahr: die Kirche ist nicht beheizbar! Und wir durften das testweise zu spüren bekommen. Heute wird sie eher für Hochzeiten und andere Feste gebraucht. Dafür bildet sie sicher einen schönen Rahmen.

 

Dennoch: ein paar erwähnenswerte Einrichtungsgegenstände gibt es. Hier fotografiert Albert gerade die Evangelistendarstellungen an der Kanzel von 1799, die Heinrich Nickel, ein Schüler von Johann Peter Wagner, gefertigt hat.

Dieser Johann Peter Wagner (1730-1809) bzw. seine Werkstatt schuf nicht nur die Figuren im Würzburger Hofgarten und im Treppenhaus der Würzburger Residenz, sondern vermutlich auch den Altar im der Kitzinger Kreuzkapelle.
Hinter dem Altar ein Kreuz mit der trauernden Maria Magdalena.

 

Anna selbdritt von einem (mir!) unbekannten Meister.

Einen Eindruck der mageren Ausstattung zeigt der Blick aufs Kirchenschiff mit der Orgelempore über dem Eingang.

 

Allerdings: ein schöner Silberleuchter mildert etwas das Karge des Innenraums.

Auch diese Muttergottesfigur mit dem Jesuskind unterstützt dies. Sicherlich alles spätere Einbauten aus anderen Kirchen oder Klöstern, die dort nicht mehr benötigt wurden.

 

Beim Hinausgehen in Richtung Stadt fällt der Blick noch einmal zurück auf die Kapelle mit ihrer Rotunde. Es wird langsam dunkel, so dass wir uns sputen müssen. Und total ausgefroren sind wir außerdem, ...

..., so dass wir uns schleunigst auf den Weg in ein Kaffeehaus machten, das Roland gut ausgewählt hat. Sehr schöne Kuchenauswahl! Und weil es neben der ehemaligen Klavierbauwerkstatt liegt, hat es auch den schönen Namen Cafehaus Harmonie. Gilt ja auch für unsere Gruppe.

 

Mittlerweile zeigte sich in der Ferne schon die Nacht, und wir machten uns aufgewärmt und gestärkt über die Alte Mainbrücke Richtung Innenstadt auf den Weg.

Hier macht uns unser Stadtführer Roland mit der Geschichte Kitzingens vertraut. Bereits seit 1300 gibt es diese Mainbrücke ("Pippinsbrücke", eine von sechs historischen Mainbrücken Unterfrankens, die es im Mittelalter gab), die eine vormalige Fähre ersetzte. Ursprünglich war sie aus Holz erbaut. Die Wichtigkeit einer solchen Brücke zeigt sich auch darin, dass sie im Wappen der Stadt dargestellt wird.

Der Stadtname Kitzingen kommt der Sage nach von einer Tochter Pippins des Jüngeren, Hadeloga, die ein Kloster dort errichtet hat, wo ein Schäfer mit Namen Kitz den ihr fortgewehten Schleier aufgefunden hat. Na, ja, eine Sage eben. Und Hadeloga wurde die erste Äbtissin in diesem Kloster.

Weiter ginge es dann in die Innenstadt zur evangelischen Stadtkirche.

 

Vor der Kirche wird mit einem roten Obelisken an den bedeutenden Reformator Paul Eber erinnert, der 1511 in Kitzingen geboren wurde (+1569).

Zunächst fanden wir uns gar nicht zurecht, da die Kirche unbeleuchtet war und wir erst den Schalter für eine schwache Beleuchtung suchen mussten. Aber immerhin war die Kirche noch offen, obwohl es draußen schon ganz dunkel war.
Natürlich leuchten kleine Kameras die Kirche nicht aus; dennoch hier ein Eindruck mit dem Blick auf die Altäre. Links spitzt die ehemalige Nonnenempore heraus.

 

Diese von Antonio Petrini 1686-1699 erbaut Kirche wurde 1699 erstmals als Klosterkirche der Ursulinen eingeweiht - am Festtag Johannes des Täufers. In der Zeit der Säkularisation ( 1803) wurde das Kloster wie viele andere auch aufgelöst. Ihre danach evangelische Wiedereinweihung war 1817. Wegen der Zerstörungen 1945 durch einen Luftangriff wurde sie nach dem Wiederaufbau 1950 ein drittes Mal eingeweiht.

Alles in allem erhielten damit auch die ev. Christen einen prächtigen (fast katholischen) Kirchenbau. Sie war ja schließlich auch Hauptwerk des italienisch geprägten Barock des Baumeisters Petrini.

Insgesamt ist dennoch die Innenausstattung schlicht gehalten.


Die Osterkerze hat einen recht geschmackvollen Kerzenhalter.

 

Nur die prächtig stuckierte Decke verweist auf die italienisch-barocke ursprüngliche Einrichtung.

Nachts lässt sich eher schlecht fotografieren. Dennoch hier ein Blick das Tabakhaus mit dem Marktturm (mit Pranger, 13. Jh.). Dieser Turm ist immerhin 39m hoch und war Teil der Stadtbefestigung..

 

Hier sind wir nun am Königsplatz mit seinem Sandsteinbrunnen zur Trinkwasserversorgung der Stadt im 19. Jh.

Auf diesem Platz wurde zu Ehren Ludwigs des Zweiten dieser Obelisk errichtet (1883), auf dem sich ursprünglich auch eine Marmorbüste des Königs befand. Man war halt königstreu.

 


Auch nachts ist es in Kitzingen sehr schön!

In der Nähe des Falterturms kamen wir auch am ehemaligen „Prinzregent-Luitpold-Bad“ vorbei, das 1914 im Jugendstil als Volksbadeanstalt errichtet wurde. Es ist noch heute ein ansehnliches Bauwerk, das allerdings kein Bad mehr, sondern Stadtbücherei und VHS beherbergt. Die Träume vom "Bad Kitzingen" hatten sich mit dem ersten Weltkrieg verflüchtigt.

 

Weiter führte uns Roland zur Alten Synagoge Kitzingens mit ihren maurischen Stilelementen, die bereits an den Türmen sichtbar werden. Mit dem Emanzipationsedikt von 1861 konnten sich Juden ihren Wohnsitz frei wählen, so dass es zu bedeutenden Zuzügen nach Kitzingen kam. Die große Gemeinde errichtete 1882-83 dieses Synagogengebäude nach Plänen von Christoph Schneider, das allerdings in der Reichspogromnacht (10.11.1938) durch Brandlegung auch innen zerstört wurde. 1991/92 erfolgte der Wiederaufbau.

Bedingung war allerdings die Errichtung eines kleinen Synagogenraumes im Gebäude, in dem sich darüber hinaus noch eine jüdische Bibliothek und ein jüdisches Archiv befinden.
Heute wird das Gebäude v.a. als Kulturhaus genützt.

 

Hier wird auf einem alten Foto im Vorraum der ursprüngliche Synagogenraum gezeigt, der natürlich erheblich größer war und dazu noch über Frauenemporen verfügte..

Die Eingangshalle der Alten Synagoge liefert einen kleinen Eindruck der vormaligen Ausstattung.

 

Jetzt wurde es aber Zeit für die Vorabendmesse. Also gingen wir Richtung katholische Pfarrkirche St. Johannes (1400-1487 erbaut), auf deren Vorplatz noch das himmlische Jerusalem zu bestaunen war. Jedenfalls interpretiere ich es mal so.

An der südlichen Außenwand überprüft Robert, ob die gotische
Ölberggruppe
tatsächlich der Riemenschneiderschule um 1500 zugerechnet werden kann.

 

Im Tympanon über dem westlichen Eingangsportal sehen wir in gotischer Tradition eine Darstellung der Krönung Mariens (ca. 1420).

Da wir noch ein wenig Zeit hatten, sahen wir uns noch ein bisschen um. Hier z.B. das „Poganietz-Haus“ (erbaut 1579-80, evtl. schon 1556) mit wunderbar geschwungenen Andreaskreuzen im Fachwerk und seinen in den oberen Etagen befindlichen „Conditorei-Museum“. Lebküchner und Konditoren arbeiteten hier von 1722 bis 1937.

 

Und keinesfalls fehlen durfte ein Blick auf das stattliche Renaissance-Rathaus von 1563 (leider geschlossen, so dass auch der historische Sitzungssaal und seine Wandvertäfelungen nicht besehen werden konnten).

Nun wurde es aber höchste Zeit für den Gottesdienst in der spätgotischen Hallenkirche mit modernem Altarbild. Übrigens war auch hier Balthasar Neumann zugange. Er fertigte die Pläne für die Turmhauben (1737).

 

Sehenswert die beiden Holzbildwerke aus der Zeit um 1500. Manche rechnen sie der Schule Tilmann Riemenschneiders zu.

Ebenso sehenswert auch die Figur der Anna selbdritt.

 

Auf dem Weg danach zum Parkplatz erstrahlt noch einmal die Heiligkreuz-Kapelle von der Alten Mainbrücke aus.

Was will man mehr?

Jetzt aber hin zum Heinz Günther nach Eibelstadt, der uns schon erwartete.

Die Weinexperten der Schola erwarten den Beginn der Weinprobe.

 

Dass dabei auch unsere Damen viel Spaß hatten, ist unübersehbar.

Heinz erläutert die Vorzüge seiner Rotweine...

 

...und hofft, dass diese Erklärungen nicht zu einem Ohr rein und zum anderen Ohr rausgehen.

Vor einem historischen Foto possieren die Experten.

 

Unvermeidlich wie in allen Jahren: Das Gruppenbild mit Selbstauslöser. Tatsächlich sind alle Teilnehmer/innen drau zu sehen.

Obwohl eigentlich alle noch bleiben wollen, markiert das Erscheinen unserer Autofahrer den Beginn des Aufbruchs.

 

Senior Engelbert lässt sich die Kistchen von einem noch frischen Matthias zusammenstellen.

Nach dem Beladen der Autos ruft uns die Fahrer/innengruppe zu Mäßigung und Heimreise. Natürlich folgen wir. Was bleibt uns auch übrig?

   Leider kommt der Bericht etwas verspätet,
aber hoffentlich nicht zu spät.

Neu motiviert warten wir schon auf Vorschläge für eine Bildungsfahrt im Rahmen unserer Geselligkeitspädagogik im Jahr 2013.
Und natürlich herzlichen Dank an euch, ihr lieben Ausmacher, besonders aber an unseren diesjährigen Stadtführer Roland.

 

Dann also:

Adios bis zur nächsten Dienstfahrt im November 2013!

Wir alle freuen uns schon darauf!

 

(P.H., 9.1.2013)

 

 

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